Im März 2021 machten wir auf einen tragischen Vorfall in Alt Tellin/Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam, bei dem etwa 60.000 Schweine grausam bei einem Brand einer Massentierhaltungsanlage verendet sind. Der Tierschützer Stefan Stein veröffentlicht auf seiner Seite https://www.facebook.com/stallbraende/ Informationen zu Stallbränden deutschlandweit. Hier folgt seine Zusammenfassung der Vorfälle der letzten 10 Monate, wobei es sich nicht ausschließlich um Megastallprojekte handelt. Die Zahlen sind dennoch bedenklich:

Stallbrände, Schadensereignisse oder Havarien bis 31.10.2021
2.055 Schadens-, Brandfälle und Havarien sind bis heute zu beklagen

Über 131.000 Tiere wurden dabei getötet

362 Menschen sind verletzt worden
21 Menschen wurden getötet
Bislang mehr als 216 Mio. EURO Sachschaden

Das sind die Randdaten unserer aktuellen Datensammlung zum Stichtag 31.10.2021, die wir im Rahmen einer fortlaufenden Online-Recherche anhand von Pressemitteilungen von Polizei, Feuerwehr oder Medien ermitteln konnten.

Zur Erinnerung: diese Datenerhebung wird von Privatleuten durchgeführt, da keine Behörde, kein Ministerium, kein Institut, kein Landwirtschaftsverband damit beauftragt ist oder sich hierfür interessiert.
In der Realität bedeuten diese nackten Zahlen: Existenzängste bei Betroffenen, tausendfaches Tierleid, immense finanzielle Belastungen für Versicherungen, enorme Einsatzbelastung für Rettungskräfte, die Leib und Leben riskieren.
  • Verhindert werden könnte dies vielfach durch stringente Brandschutzbestimmungen, besseren vorbeugenden Brandschutz, eine Neuorientierung der Landwirtschaft und Abbau industrieller Tierhaltung. Nur ein Beispiel für eklatante Mängel im Genehmigungsverfahren: bei 8,4 % aller ausgewerteten Meldungen wurde über eine mangelhafte Löschwasserversorgung berichtet – bedeutet: die Feuerwehr muss z.T. erst kilometerlange Löschwasserleitungen aufbauen, bevor mit dem Löschen begonnen werden kann.
  • Es brennt jeden Tag im Durchschnitt fast 7 x
  • Dabei entsteht durchschnittlich ein Sachschaden in Höhe von ca. 233.000 EURO je Brand
  • Bei knapp jedem fünften Brand kommen Menschen und/oder Tiere zu Schaden
  • Zu jedem Brand rücken durchschnittlich 68 meist ehrenamtliche Rettungskräfte aus, damit waren bis jetzt schon über 140.000 Ehrenamtler*innen im Einsatz
  • Mit Abstand häufigste Brandursachen sind technische Defekte, Brandstiftung (vorsätzlich oder fahrlässig). Der Begriff „technischer Defekt“ wird zumeist nicht konkretisiert. In NRW reichte dies jedoch aus um eine regelmäßige fachmännische Wartung der Elektrik als vorbeugende Maßnahme zu initiieren.
  • Wie in den letzten Jahren sind Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Spitzenreiter bei den Schadensfällen. Allein in diesen 4 Bundesländern geschehen knapp 60 % aller Katastrophen.
  • Entsprechend häufig werden in diesen Bundesländern durch solche Schadensereignisse Tiere und Menschen getötet bzw. verletzt. Allein in Bayern sind knapp 11 % der menschlichen Opfer zu beklagen.
  • Die häufigsten betroffenen Tierarten sind Rinder, Pferde, Geflügel und Schweine. Bei einem fünftel der Berichte wird von Vieh oder allgemein von Tieren berichtet.
  • Durch die Tragödie in Alt Tellin sind Schweine zahlenmäßig am häufigsten zu Tode gekommen.
  • Im Jahr 2021 sind bislang 1.159 Schafe, Lämmer, Ziegen verbrannt, erfroren oder von herabstürzenden Dächern erschlagen worden. Könnte man hierfür statt des Menschen, der seine Fürsorgepflicht vernachlässigt hat, den Wolf verantwortlich machen, hätten Verbände und Ministerien in der Öffentlichkeit wahrscheinlich schon den bevorstehenden Untergang der Weidetierhaltung propagiert. So blieb es zumeist bei einer knappen Pressemitteilung.
  • Anfang 2022 wird die Jahres“-statistik“ 2021 veröffentlicht. Nach den bisherigen Daten wird das Vorjahresergebnis wohl leider deutlich übertroffen werden.
  • Das Datenmaterial wird ebenfalls an verschiedene Medien (die bereits zum Thema berichtet haben), alle Landes-/Bundeslandwirtschaftsministerien, Geschäftsstellen der Agrarministerkonferenz, Bauministerkonferenz sowie Bundesrat und Geschäftsstellen von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP, Die LINKE und CDU übersandt.
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