Tamara Gripp von PAN Germany gab mir dazu Auskunft bzw. zeigte auf, wie viele weitere Fragen diese Überlegung aufwirft.

Für die Beantwortung müssen mehrere Umstände betrachtet werden: Zum einen kommt es auf die Effizienz des Kompostierprozesses selbst an. Zum anderen kommt es natürlich auf die Abbaubarkeit der einzelnen Wirkstoffe an (Pestizidrückstände), die zum Teil sehr unterschiedlich ist und zudem in der Regel vom Endverbraucher gar nicht bekannt. Nicht zuletzt können sich aus der ungeachteten Mischung verschiedener Substanzen ungewollte Substitutions- und Kombinationseffekte ergeben, deren Wirkung und Gefährlichkeit bislang wenig erforscht sind.

Hinweise zu Nachforschungen und Einschätzungen zu diesem Thema gibt es bislang nur vereinzelt. So hat das Bayrische Landesamt für Umwelt 2013 folgendes dazu veröffentlicht:

Bioabfallkompost enthält in geringen Konzentrationen auch organische Schadstoffe, wie polychlorierte Biphenyle (PCB), polyzyklischearomatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Dioxine und Furane.Sie stammen aus Pestizidrückständen und Konservierungsstoffen, beispielsweise von gespritzten Obstschalen, behandelten Schnittblumen oder Fehlwürfen. […] Um bei der Eigenkompostierung die Schadstoffkonzentration in der Komposterde möglichst niedrig zu halten, dürfen alle potentiell schadstoffhaltigen Materialien nicht auf den Komposthaufen gegeben werden.

In einem online-Beitrag des Magazins BIORAMA finden wir folgenden Kommentar:

Obwohl die meisten Pestizide in der Kompostierung abgebaut werden, kann man diese Ausgangsprodukte kaum empfehlen. Zu gering ist das Wissen über die Kombination der Wirkstoffe und die Gefährlichkeit der Abbauprodukte. Zum Beispiel Chlopyralid (dieser Wirkstoff ist als Unkrautvernichtungsmittel sowohl in der Landwirtschaft, in Baumschulen, aber auch im Hausgarten zugelassen) wird weder im Verdauungssystem einer Kuh, noch in der anschließenden Kompostierung des Kuhmists abgebaut und wirkt sogar im Kompost noch pflanzenschädigend. Weitere Infos, siehe Clopyralid Fact-Sheet.

Clopyralid ist in Deutschland zugelassen.

„Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass biologisch produzierte Lebensmittel deutlich weniger mit Pestizid-Rückständen belastet sind. Wenn man das berücksichtigt, sinkt auch die Bedenklichkeit für den eigenen Kompost“, so Tamara Gripp von PAN Germany. „Auch wenn man davon ausgehen muss, dass konventionelles Obst und Gemüse Pestizid-Rückstände aufweist, kann man kaum Aussagen darüber treffen, welche Produkte in welchem Maß mit welchen Pestiziden belastet sind. Das hängt von der jeweiligen Produktion ab.“

Was im Gartenkompost genau zurück bleibt, den wir mit konventionellen Obst- und Gemüseabfällen füttern, wie die dort ggf. verbliebenen Stoffe miteinander reagieren und welche Wirkungen sie danach auf Organismen (Pflanzen, Menschen) ausüben, bleibt ungewiss.

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