Die Corona-Krise hebt die Probleme des Ernährungssystems hervor
Die Non-Profit-Organisation Slow Food verweist auf die tiefgreifenden Auswirkungen, welches die Ausbreitung des Corona-Virus bzw. die darauf folgenden Maßnahmen, auf unser Ernährungssystem haben. Die aktuelle Situation verschärfe die bereits bestehenden wirtschaftlichen wie sozialen Ungerechtigkeiten.
Reisebeschränkungen hindern SaisonarbeiterInnen daran, Felder zu erreichen, wodurch ganze Ernten gefährdet werden. Exportbeschränkungen, die in einigen wenigen Ländern eingeführt wurden, stoppen wichtige Ströme von Grundnahrungsmitteln. Migranten und Landarbeiterinnen ohne Aufenthaltserlaubnis sind einem hohen Risiko ausgesetzt, da sie oft unter unhygienischen Bedingungen leben und arbeiten. Die Schließung und Beschränkung von Märkten sei besonders besorgniserregend in Ländern des globalen Südens, wo gefährdete Bevölkerungsgruppen für den Verkauf und Kauf von Nahrungsmitteln auf den informellen Sektor und Straßenmärkte angewiesen sind. Allein in Lateinamerika wird die Zahl der Kinder, die dringend auf die kostenlosen Schulmahlzeiten angewiesen sind, welche sie durch die Schließung der Schulen nicht mehr erhalten, auf über 10 Millionen geschätzt.
Der im April von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), des Welternährungsprogramms (WFP) und 14 anderer Organisationen veröffentlichte Bericht „2020 – Global Report on Food Crisis„, warnt davor, „dass die Corona-Krise dramatische Auswirkungen auf den Zugang zu Nahrungsmittel sozial schwächerer Bevölkerungsgruppen sowie abgelegener Gemeinschaften, auf die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und auf das Einkommen der Haushalte haben wird, was wahrscheinlich dazu beitragen wird, mehr als eine Viertel Milliarde Menschen an den Rand des Hungers zu treiben, wenn nicht rasch Maßnahmen ergriffen werden, um den am stärksten gefährdeten Regionen Nahrungsmittel und humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.“
Gleichzeitig verdeutlicht die COVID-19-Krise aber auch die Stärken lokal-basierter, solidarischer Lebensmittelsysteme und die Macht der Gemeinschaften. Solidarische Landwirtschaftsmodelle laufen kontinuierlich erfolgreich und in vielen Ländern steigt die Nachfrage danach, wie etwa in China im Januar die Ernteanteile um 300%. Global gibt es zahlreiche Slow Food Initiativen, die sich kreativ an die neue Situation angepasst haben.
Die Slow Food-Bewegung drängt die EntscheidungsträgerInnen dazu, den Moment zu nutzen und „jetzt das Fundament für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem zu legen“. Dabei muss die Ernährungssouveränität das treibende Prinzip aller Strategien sein.
Zum Blog-Beitrag von Slow Food geht es HIER.