Für Karl Bär, Agrarreferent beim Umweltinstitut München, sowie Alexander Schiebel, Autor des Buchs und Films »Das Wunder von Mals«, beginnt am 15.9.2020 ein Strafgerichtsprozess in Bozen. Sie haben den hohen Pestizideinsatz in den Südtiroler Apfelplantagen öffentlich kritisiert und müssen sich nun vor Gericht verteidigen, denn der Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft damalige stellvertretende Landeshauptmann Arnold Schuler und über 1300 LandwirtInnen begegneten der Kritik mit Strafanzeigen. Auch Jacob Radloff, der Geschäftsführer des oekom verlags, der das Buch von Alexander Schiebel verlegte sowie einige Vorstandsmitglieder des Umweltinstituts wurden angezeigt. Bei ihnen steht noch aus, ob es zu einer Anklage kommen wird. 

Jeder zehnte Apfel in Europa stammt aus dem beliebten Urlaubsziel. Bis zu 20 Mal im Jahr wird in den Apfelplantagen gespritzt. Die Gifte verbreiten sich kilometerweit über die Luft und lassen sich auch in Privatgärten innerhalb geschlossener Ortschaften und in abgelegenen Bergtälern noch nachweisen. Mit der »Pestizidtirol«-Kampagne im Stil der Südtiroler Tourismus-Werbung hat das Umweltinstitut München 2017 darauf aufmerksam gemacht, dass der hohe Gifteinsatz nicht zum Image unberührter Natur passt, mit dem die Ferienregion so gerne wirbt. Weil sie die unbequeme Wahrheit ausgesprochen haben, nämlich dass Südtirol ein Pestizidproblem hat, wird nun auf »üble Nachrede« angeklagt.

Karl Bär: »Wenn wir vor Gericht verlieren, könnten die Schadensersatzforderungen der Gegenseite unseren finanziellen Ruin bedeuten. Genau das scheint das Kalkül zu sein: Wir sollen eingeschüchtert und in unserer Arbeit massiv behindert werden. Doch wir lassen uns keinen Maulkorb verpassen! Ganz im Gegenteil: Wir drehen das Blatt um und werden den Gerichtssaal als Bühne nutzen, um zu beweisen, dass in Südtirol zu viele gefährliche Pestizide eingesetzt werden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung: Mit einer Fördermitgliedschaft helfen Sie uns, den Prozess, der uns die nächsten Jahre immer wieder hohe Kosten verursachen wird, langfristig durchzustehen!« 

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