Poison Spring

Warum werden potentiell giftige Substanzen als Pestizide zugelassen? Warum wird ihnen die Zulassung nicht entzogen, wenn internationale Forschung zu neuen Erkenntnissen kommt? Anhand der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA werden die Tücken des gegenwärtig praktizierten und von vielen Ländern zunehmend adaptierten Zulassungsprozesses analysiert.

Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Restaurant und lesen beim Studium der Menükarte „enthält Chlororganische Pestizide“. Sie würden sich sicher bedanken und sich ein anderes Restaurant suchen. Allerdings werden potentiell gefährliche Inhaltsstoffe, bzw. zur Nahrungsmittelerzeugung genutzte Pestizide nicht ausgewiesen – nicht im Supermarktregal und auch nicht im Restaurant. Warum das so ist und wie es dazu kommt, dass Gifte zur Nahrungsmittelproduktion zugelassen wurden – und weiterhin zugelassen bleiben, ergründet das Buch anhand der in die Kritik geratenen US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA.

Die Autoren Vallianatos und Jenkins nalysieren den behördlichen Zulassungsprozess, decken eklatante Lücken auf und zeichnen ein eindrucksvolles Bild einer höchst fragwürdigen Lebensmittelsicherheit in den USA. Dem Leser fallen unweigerlich Parallelen zum europäischen und deutschen System auf – und die Nachrichtenmeldungen über die Neuzulassung von Glyphosat, die Klagen der Industrie gegen das teilweise Verbot der Neonikotinoide erscheinen wie der Anfang einer sehr großen und sehr langwierigen Geschichte. Insbesondere erinnern einige der im Buch geschilderten Tatsachenberichte an die fragwürdige Tätigkeit des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) – einer für die Zulassung von Ackergiften zentralen deutschen Behörde.  

Das Buch liefert wertvolle Informationen über die Geschichte der EPA und erlaubt dadurch auch einen Blick in Gegenwart und die Zukunft des BfRs – im Gegensatz zu Deutschland wurden in den USA weitaus mehr Fälle von illegalen Zulassungspraktiken bekannt.