Luftgüte-Rindenmonitoring und Multi-Analytik auf 500 Wirkstoffe inklusive Glyphosat

Mittels Luftgüte-Rindenmonitoring wurden Bäume an 47 unterschiedlichen Standorten bundesweit untersucht. Die Arbeiten wurden durch das vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft beauftragte unabhängige Forschungsbüro TIEM integrierte Umweltüberwachung durchgeführt.

Das schockierende Ergebnis:Sowohl in landwirtschaftlichen Regionen, in Naturschutzgebieten oder in der Großstadt – an allen 47 untersuchten Standorten wurde eine Pestizid-Belastung nachgewiesen. Insgesamt 106 Substanzen in unterschiedlichen Kombinationen fanden die Forscher. Trauriger Spitzenreiter ist Pendimethalin, das erwiesenermaßen extrem flüchtig ist und bereits 2015 für die Vergiftungen über kilometerweite Distanz verantwortlich gemacht wurde. Auf Platz zwei folgt überraschend DDT, ein Wirkstoff, dessen Einsatz in Deutschland seit Jahrzehnten verboten ist. »Hier zeigt sich anschaulich, wie die Entscheidungen früherer Generationen sich noch lange in die Zukunft auswirken«, kommentiert Stephan Paulke, 1. Vorsitzender des Bündnisses.

An über der Hälfte aller Standorte wurde Glyphosat nachgewiesen – ein besonders brisantes Ergebnis, denn bei Glyphosat galt eine Verfrachtung über die Luft bisher als ausgeschlossen. »Damit dürfte klar sein, dass die aktuellen Regelungen zum Monitoring und der Regulierung der Luftbelastung nicht ausreichen«, stellt Johannes Heimrath von der Bürgerinitiative Landwende und Vorstandsmitglied des Bündnisses, fest.

Als Konsequenzen aus den Ergebnissen der Studie fordert das Bündnis die Aussetzung der Zulassung der Wirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb, da die bisherigen Auflagen offensichtlich nicht ausreichend sind, um die Umwelt und den ökologischen Landbau zu schützen. Ebenso ist eine Neubewertung der Zulassung von Glyphosat notwendig, da die offensichtlich stattfindende Luftverfrachtung im Zulassungsverfahren derzeit nicht berücksichtigt wird. Eine Revision des europaweiten Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmittel ist demnach dringend erforderlich: Ein umfassendes Monitoring der Auswirkungen auf Mensch und Umwelt muss einbezogen werden. Nur so kann angesichts der neuen Erkenntnisse langfristig die von der EU garantierte Koexistenz von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft sichergestellt werden.